Unternehmensnachfolge in Deutschland - warum scheitern so viele?
- Uwe Tillmann
- 28. Juli
- 2 Min. Lesezeit

In Deutschland stehen in den kommenden Jahren hunderttausende Unternehmensnachfolgen an. Laut Studien des IfM Bonn gilt etwa jedes dritte Unternehmen im Mittelstand als nachfolgegefährdet. Die Folgen sind dramatisch: Arbeitsplätze, Innovation und ganze Wertschöpfungsketten sind bedroht, wenn die Übergabe misslingt.
Doch warum scheitern so viele Nachfolgen – trotz intensiver Vorbereitung?
1. Die emotionale Seite wird unterschätzt
Für viele Unternehmer ist das Unternehmen ihr Lebenswerk – oft über Jahrzehnte aufgebaut. Der Gedanke, die Verantwortung abzugeben, ist schwerer als jede Bilanz oder Vertragsverhandlung.
Angst vor dem Bedeutungsverlust
Zweifel am Nachfolger („Kann er oder sie das überhaupt?“)
Unfähigkeit, wirklich loszulassen
Diese Emotionen führen häufig dazu, dass Entscheidungen verzögert oder blockiert werden – bis es zu spät ist.
2. Fehlende frühzeitige Planung
Eine erfolgreiche Übergabe braucht Zeit. Experten empfehlen mindestens 5 Jahre Vorlauf. In der Praxis beginnen viele Unternehmer aber viel zu spät mit der Planung – oft erst, wenn gesundheitliche Probleme oder externe Krisen Druck erzeugen. Dann bleibt keine Luft mehr für eine geordnete Übergabe.
3. Kein geeigneter Nachfolger in Sicht
In vielen Familienunternehmen ist es nicht mehr selbstverständlich, dass die Kinder übernehmen. Die nächste Generation verfolgt eigene Karrierewege – oder scheut die große Verantwortung.Wenn dann keine familieninterne Lösung gefunden wird, wird es auf dem freien Markt schwierig, passende externe Nachfolger oder Käufer zu finden.
4. Finanzielle Stolpersteine
Unrealistische Kaufpreisvorstellungen des Inhabers
Schwierige Finanzierung für Nachfolger
Steuerliche Hürden, die Liquidität entziehen
Oft scheitert die Nachfolge daran, dass Wunsch und Wirklichkeit finanziell nicht zusammenpassen.
5. Mangel an professioneller Begleitung
Viele Unternehmer versuchen, die Nachfolge „nebenbei“ zu regeln. Doch die Übergabe ist ein komplexer Prozess aus
Recht,
Steuern,
Finanzen
und Psychologie.Ohne erfahrene Sparringspartner steigt die Gefahr, wichtige Aspekte zu übersehen.
Was es braucht, damit die Nachfolge gelingt
Frühzeitig beginnen – am besten fünf Jahre vor der geplanten Übergabe.
Offen über Emotionen sprechen – Loslassen ist ein Prozess, kein Schalter.
Nachfolger rechtzeitig einbinden – egal ob aus der Familie oder extern.
Realistische Bewertung & Finanzierungskonzepte entwickeln.
Professionelle Begleitung nutzen – vom Steuerberater über Juristen bis zum Nachfolgeberater.
Mein Fazit:
Die größte Hürde bei der Unternehmensnachfolge ist nicht das Steuerrecht oder die Finanzierung – es ist die menschliche Komponente, der Unternehmer selbst. Wer frühzeitig offen über Ziele, Ängste und Erwartungen spricht, legt den Grundstein dafür, dass die Übergabe nicht zum Bruch, sondern zum Aufbruch wird.




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